Ein Kessel voller Emotion
Ein Kessel voller Emotion
25. Juni 2008
Sportpark Wörtherseestadion“wurde das neue Stadion in Klagenfurt zunächst getauft, das mit Fußballakademie, Ballsportkompetenzzentrum, Büros und vermietbaren Event-Locations weit mehr ist als nur ein Stadion. Eine lange Rampe zelebriert den Aufstieg in diese Arena des Sports, um die sich wie ein Schlauch ein prägnantes Dach windet. 30.000 Menschen können hier bei den Spielen life dabei sein. Doch die zwei oval ansteigenden Tribünenränge sind so konzipiert, dass sie sich nach der EURO 2008 rückbauen lassen. Das identitätsstiftende Dach bleibt ihnen auch dann.
Runde Ecke ohne akustische Löcher
Foto: Fotostudio Horst Bernhard
Klagenfurt liegt im Fußballfieber: Am Bahnhof prangt ein Riesenplakat der EURO 08, das neue Stadion ist bereit zum Anpfiff. 2004 wurde dafür ein EU-weiter Generalunternehmerwettbewerb ausgeschrieben, den Architekt Albert Wimmer und die ARGE Porr AG/Alpine Mayreder gewann. Gefordert war ein EM-kompatibles Stadion mit 30.000 Plätzen, Fußballakademie und Ballsportkompetenzzentrum, das danach problemlos auf das Bundesliganiveau von etwa 14.000 bis 18.000 Zusehern zurück zu rüsten sein sollte.
Die Zeiten, als sich hartgesottene Fans auf rudimentären Tribünen zusammenrotteten, um mit genug Bier beharrlich jeder Ungunst der Witterung und des Spielverlaufs zu trotzen, sind vorbei. „Stadien sind die Marktplätze der Zukunft. Nirgendwo sonst lässt sich heute das Kollektiv noch so intensiv erleben,“ sagt Wimmer, der auch das Salzburger Stadion per Aufstockung auf 30.000 Plätze EURO-fit trimmte und das neue Tivoli-Stadion in Innsbruck auf diesen Spitzenwert variabel erweiterbar plante. „Es sollen Orte der Begegnung sein, wo man gern mit der Familie einen halben Tag verbringt.“
Innenansicht Osttribüne
Foto: Albert Wimmer
Kurze Bauzeit, knappes Budget, hohe Funktionalität und Effizienz in puncto Sicherheit, Erschließung, Medientauglichkeit und Nutzung, dazu die Auflagen der UEFA und das Kriterium des Rückbaus: auch das hatte Europameisterschaftsformat. „Ich wollte einen Typus finden, der den Ort richtig interpretiert.“ Das Stadion liegt auf einem dreieckigen Bauplatz im Stadtteil Weidmannsdorf. Im Nordwesten führt die Siebenhügelstraße durch eine Wohnsiedlung. Hier gleiten an einem gedeckten Arkadengang die Fußballakademie und das Ballsportzentrum mit der Vierfachhalle entlang, die auch noch ein Ruderbecken vertrüge. Hinter ihren Lochfassaden, die als integrative, urbane Schicht wirken, zeichnet sich ahnungsvoll der Dachbogen des Stadions ab.
Am Spitz des Grundstücks, um das der Südring seine Schlaufe zieht, wird in der Landschaft die Nähe zum Wörthersee spürbar. Hier rollt der Sportpark quasi den grünen Teppich vor der Westtribüne aus. Sie bildet den fixen Kern, um den sich mit einer Geste der Umarmung die Tribünen schlingen. Leicht schwebt hier die sechs Meter auskragende Riesen-Skybox auf Stützen über der Verteilerebene. Parkseitig liegen Büros, hinterm Panoramaglas mit Bestblick aufs Spielfeld die Presseplätze, Übertragungskojen und VIP-Loungen. „Bei einem Match wird das Stadion zu einem Kessel der Emotionen. Wir wollten das Eintauchen ins Kollektiv inszenieren“, so Wimmer.
Inszenierter Aufstieg: Westtribüne mit Rampe
Foto: Roman Bönsch
Eine 80 Meter lange Rampe führt zum Haupteingang, der in achteinhalb Meter Höhe auf der Verteilerebene liegt. Auf diesem Weg kann sich Spannung aufbauen, Aggression entladen und überschüssige Energie frei werden. Die großräumigen Erschließungszonen wirken als halböffentliche Puffer zur Streuung der Masse und haben auch selbstregulative Funktion. Wie ein Sicherheitskordon schlingt sich das breite Band der Verteilerebene zwischen beiden Rängen um das Stadion. An den Rändern sind Kioske und Nebenräume angeordnet, in den vier Ecken die Zugänge, von oben und unten laufen alle Treppen hier zusammen: in zehn Minuten ist das Stadion leer. (...) Isabella Marboe
Den vollständigen Beitrag und weitere Bilder finden Sie in architektur.aktuell.
Stadion Klagenfurt
2007
Klagenfurt
Südring 207
Bauherr
Landeshauptstadt Klagenfurt
Generalunternehmer
Porr AG – Alpine Mayreder
Architektur
Atelier Albert Wimmer
Wien
Projektleitung
Robert Fritz
Mitarbeiter
Driss Barile
Holger Giesen
Ulrike Hahn
Wolfgang Malzer
Klara Tapolczai
Statik
Spirk & Partner
Wien
Praher & Schuster
Wien
Gebäudetechnik
is Industrial Services
Salzburg
Bauphysik
ZT Kanzlei Dr. Steiner
St. Veit
Dach
HOESCH Bausysteme
Wien
Stahlbau
NCA Container- & Anlagenbau
Brandschutzplanung
IBS
Institut für Brandschutztechnik & Sicherheitsforschung
Linz
Aerodynamik
Wacker Ingenieure
Birkenfeld
Basis Stadion
116.127 m2
EURO 2008 Stadion
186.939 m2
Nutzfläche
20.522 m2
Bebaute Fläche
36.676 m2