Palace of International Forums
Taschkent, Usbekistan
- Innenarchitekten
- Ippolito Fleitz Group – Identity Architects
- Standort
- Taschkent, Usbekistan
- Jahr
- 2009
Der Palace of International Forums »Uzbekistan« steht mitten im Zentrum Taschkents am Amir-Timur-Platz. Das wichtigste Repräsentationsgebäude des Landes ist angelegt als Plattform für Staatsakte, Kongresse, Konferenzen und kulturelle Höhepunkte. Unsere Aufgabe war es, den Innenräumen eine zeitgemäße Form zu geben, in die traditionelle Elemente usbekischer Architektur mit einfließen. Entstanden sind weltoffene, kommunikative Räume mit exklusiver Stofflichkeit. Flächenornamente, organische Bewegungen, Kristalle, edelste Metalle sowie Spiele mit Kunst- und Sonnenlicht werden zu Quellen der Inspiration.
Klassisch in seiner Außenwirkung, bereitet das Gebäude durch die Fensterfront auf Modernität im Inneren vor. Hinter illuminierten Fassadensäulen aus Thassos-Marmor beherrscht – ähnlich gewichtig – das epochale Halbrund eines Swarovski-Lüsters das Hauptfoyer. Gigantisch und kontrastierend leiten die zwei Bauelemente Säule und Lüster, Verbindungen unterschiedlicher Architektur-Traditionen, Synthesen westlicher und östlicher Kultur ein. Drei Marmorportale mit geschnitzten Holztüren führen in das Vestibül. Bewusst und atmosphärisch dicht wird die Großzügigkeit des Hauptfoyers über 16 Meter Raumhöhe und eine Grundfläche von 2.500 Quadratmetern inszeniert. Der spektakuläre Lüster skizziert mit neun Metern Höhe und 23 Metern Länge die Längsachse des Foyers. Gefertigt wurde das Unikat aus 1,1 Millionen Swarovski-Kristallen. Die Gebäudefront abbildend, zeichnet eine Empore die Längsachse. Seitlich mündet sie, mit zum Foyer hin offener, umarmender Geste, in diametral liegenden Freitreppen. In dem offenen Grundriss unterstützen sie die innere Gliederung. Teils als subtile Raumstruktur, teils als Designobjekte entlasten die „schwebenden“ Treppen die monumentale Palastkulisse. Moderner Materialwertigkeit folgend, sind sie und ihre Brüstungen mit Stucco Veneziano, einem glatt polierten, warmweißen Stuck mit Zusätzen von Marmorstaub, beschichtet. Ornamente als stilgebende Elemente der Landeskultur werden im gesamten Gebäude in vielfältigen Möglichkeiten und Materialitäten eingesetzt. In Messing und Edelstahl findet man sie im Geländer der Empore. Die ornamentierten Foyerböden aus hellem Sivec-Marmor werden durch traditionelle Motive aus Edelstahl rhythmisiert. Ein umlaufender Wandfries aus Irish-Green-Marmor fasst die Böden in klassischer Manier. Groß skaliert, wiederholen sich die geometrischen Bodenbewegungen an der Decke und optimieren, als dreidimensionale Dekorleiste an Gantsch-Schnitzerei erinnernd, die Raumakustik. Entscheidend für die räumliche Wahrnehmung sind die 16 Meter hohen Fensterachsen des Foyers. Von der Bodenebene in die Höhe strebend, zur Decke hin gerundet, komprimieren sie die lichte Raumhöhe und versinnbildlichen Einheit – architektonisch wie kulturell. Ornamentierte Spiegel oberhalb der Fenster dramatisieren die vertikale Dimension. Deckenhohe, silberfarbene Vorhänge setzten in dieser Weite sanfte Akzente. Sich gegenüberliegende konkave Palladium-Panneaus vervollständigen die Längsausrichtung des Foyers. Sie bündeln und verstärken – ebenso wie die in usbekischer Tradition aufwändig gipsgegossenen Reliefwände – Reflektionen von Kunst- und Tageslicht. Von den Palladium-Schildern ausgehend, krönen acht Kugellüster mit bis zu 3,40 Meter Durchmesser die Seitenflügel der Empore. Ausschließlich 70 Millimeter große Kristalle wurden für die Lichtobjekte aus jeweils 2.880 Swarovski-Steinen verarbeitet. Über den Klammern der Treppen verdoppeln Spiegelebenen mit Flächenornamenten visuell die Foyerlänge und Lichtfluchten der Rundlüster. Identitätsstiftendes Element und größter Raum des Bauwerks ist, mit 1.850 Sitzplätzen, das Auditorium. Mit dem „Haus im Haus“ findet die großzügige Palastarchitektur – weicher und organisch – im Innenraum eine Entsprechung. Plastisch auswölbend behauptet sich der Saalkörper im Außenraum von Hauptfoyer und Empore. Seine Haut – weltgrößte Liquid-Metal-Fläche – misst 2.000 Quadratmeter. Beinahe sinnlich dehnt sich die Zink-Messing-Legierung mit in 16 Schleifgängen erzielter lebendiger Patina unter der Spannung des verborgenen Inneren aus.
Überall im Haus stößt der Betrachter auf durchgängige Gestaltungsthemen. Eines davon sind Lichtspiele und Reflexionen in gebrochenen Flächenstrukturen, Natursteinen oder geschliffenen Kristallen. Markante Ausprägung finden die Lichtbrechungen im VIP-Foyer. Aus rechteckigen, indirekt beleuchteten Kuppeln auskragend, dominieren 18 Swarovski-Kronleuchter die Atmosphäre. Eine überdimensionierte, aus Blattpalladium gefaltete Wand führt die Lichtarbeit fort. Das Edelmetall fasst optisch ein ebenfalls unikates, handgearbeitetes Marmor-Mosaik ein. Geschliffene Marmorböden vertiefen die Perspektiven dieses Lichtraums. Ein weiteres durchgehendes Detail, das Spiegelelement, verdoppelt – wie schon im Foyer – die Raumachsen entlang der Fenster. Über exklusiv ausgestattete Aufzüge und große Treppenhäuser gelangen Gäste zu Bankettsaal und Konferenzraum. In den Zentren der Treppenaugen schweben schwerelos bis zu 5,20 Meter messende Lichtringe. Ineinander verschränkt und an den Außenkanten mit Swarovski-Steinen besetzt, entfalten sie auf jeder Etage geheimnisvolle Perspektiven. An den Wänden finden sie ihre Entsprechung – runde Schalen, die das Licht einfangen und um sich konzentrieren. Sichtbar ist nur das Licht der sinnlichen Objekte, nie dessen Quelle. Großzügige, handgetuftete Seidenteppiche mit Inseln für Kommunikation und Gastfreundschaft komprimieren die Ruhe des Raumes.
Sechs Portale aus hochglänzend poliertem Ebenholz ermöglichen durch eine Metallhaut den Zugang ins Auditorium. Horizontal in zwei Teile gegliedert, ist der gigantische Saal in seiner klassischen Auffächerung als Amphitheater ein Ort der Inspiration. Mit 48 Metern Höhe und 50 Metern Raumdurchmesser umschließt dieser ein imposantes Volumen. Über der rückwärtig auf unterschiedliche Tiefen gefrästen Corian-Wand im unteren Teil öffnet sich der Saal in eine achsensymmetrische Kuppel. Für die überwölbende Konstruktion der Lichtkuppel wurden 600 Tonnen Stahl verbaut. Das Gewölbe, historisch ein wichtiges Detail usbekischer Baukultur, integriert hinter der neuen Ästhetik auch Funktionalität. Übereinander angeordnete und zueinander versetzt umlaufende Bänder fassen Bühne und Zuhörerraum zu einer Einheit zusammen. Mehrschichtig und hinterleuchtet sorgen die Kuppelbänder zum einen, da vollkommen absorbierend, für gute Raumakustik, zum anderen für erhabene Lichtstimmungen. Bei Bedarf verwandeln die im Versatz der Ringe verlaufenden Leuchtstoff- und LED-Bänder dank präziser Lichttechnik den Raum in einen schwerelosen Lichtkorpus. Türkisblaue Bezugsstoffe und handgetuftete Teppiche referieren auf Nationalfarbe und Landesidentität.
Auch die Bühnentechnik entspricht höchsten Ansprüchen. Sowohl symphonische Konzerte, Ballett- oder Theateraufführungen als auch Kongresse finden durch modernste Technik optimale Bedingungen.
Ausgerichtet an der Mittelachse, sind im Bankettsaal Bühne und Präsidentenplatz visuell verbunden. Ein weiteres zusammenführendes Element ist die kostbare, dramatisch in die Decke ragende Perlmutt-Wand. Links und rechts der Bühne streben mit Swarovski-Tapeten verkleidete Wände in optischer Wellenbewegung dem Präsidialplatz entgegen. Die ondulierende Wandstruktur erscheint als fortgesetzter Bühnenvorhang und erwirkt durch Reflektionseffekte zusätzliche Tiefen. Zwei abgehängte, elf Meter messende Swarovski-Lichtkuppeln überkrönen den Saal, ihre sphärisch aufgelösten Kristalle füllen ihn mit Weichheit. Gegengewicht schafft massiver Parkettboden aus Makassar-Ebenholz. Raffiniert im Ornamentalcharakter eingelegte 0,5 Meter breite Streifen aus Arabescato-Corchia-Marmor gliedern und weiten den Raum. In vielen Baudetails stehen ausladende Formen und feine Oberflächentexturen einander gegenüber, erzeugen aber immer Harmonie.
Den Raum für internationale Gipfeltreffen dominiert ein exklusiver runder Tisch mit zehn Metern Durchmesser. In das maßangefertigte Nussbaum-Möbel sind linear helle Ringe aus Ahorn und dunkle Ringe aus Ebenholz eingelegt. In seiner Präsenz ist der Tisch repräsentativer und stoischer Arbeitsmittelpunkt. Diesen überspannt ein konzentrisches, mit Blattpalladium beschichtetes Kuppelfeld. Darunter wölbt sich ein Swarovski-Kegel. Die zentrierte Raumwirkung aufnehmend, strebt die Decke aus Lichtringen, deren Leibungen mit Palladium belegt sind, zu den Außenkanten. Gegenüber der Fensterfront bildet eine große facettierte Fläche mit dreidimensionalem Relief einen Fokuspunkt. Auf diesem modern interpretierten Flächenornament bricht sich das Raumlicht vielfältig und raffiniert. Das Reliefmuster fließt auch in die handgetufteten Teppiche ein.
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