'Karlstraße'
Ulm, Germania
- Architetti
- EMT Architektenpartnerschaft
- Anno
- 2017
- Cliente
- Realgrund AG
- Team
- Jetter Landschaftsarchitekten
Städtebaulich-hochbauliche Planungskonkurrenz
Neubau eines innerstädtischen Quartiers am Standort Karlstraße in Ulm
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DAS BAUFELD IM STÄDTEBAULICHEN KONTEXT │ KUBATUR + GEBÄUDEHÖHE
Der Entwurf für das neue Quartier an der Karlstraße, Ecke Neutorstraße fügt sich mit seiner klaren Kubatur ordnend in die heterogene Höhenentwicklung seiner Umgebung ein. Die Höhenstaffelung der Blockseiten wird entsprechend den unterschiedlichen Anforderungen stark differenziert. Die geschlossene, sechsgeschossige Bebauung entlang der Karl- und Neutorstraße schirmt konsequent den Lärm ab. Der Flügel entlang der Wildstraße orientiert sich mit fünf Geschossen und einer teilweisen Rückstaffelung des obersten Geschosses an der Höhe der gegenüberliegenden Bestandsbebauung. Mit vier Geschossen setzt sich das Gebäude mäanderartig in das Blockinnere fort und gliedert den ruhigen Blockinnenhof in zwei Teilbereiche, wobei der vom Gebäude umschlossene Hofbereich vollständig überdeckelt wird.Unterstützt durch unterschiedliche Klinkertönungen und die Abfolge verschiedener Erdgeschossnutzungen und Wohnungsbautypologien erhält die Blockrandbebauung auf diese Weise eine maßstäbliche Gliederung, die sich einerseits in den Kontext der im Osten und Süden angrenzenden, bestehenden Stadtblöcke einfügt, andererseits aber auch vermitteln wird zu den künftigen, großmaßstäblicheren Bebauungen im Westen entlang Neutor- bzw. Karlstraße sowie zum neuen Verwaltungskomplex der Stadtwerke auf nördlicher Seite.
Ein schlanker, leicht eingerückter siebengeschossiger Kopfbau an der Kreuzung Karlstraße – Neutorstraße bildet den Auftakt des neuen Stadtblocks. Durch seine exponierte Lage im Kreuzungsbereich der ankommenden Verkehrsachsen übernimmt er zugleich 'Torfunktion' für die anschließende, verdichtete Kernstadt. Die geringfügig über die Grundstücksgrenze auskragende Position des Kopfbaus ermöglicht insbesondere aus Sichtachse der Neutorbrücke die Wahrnehmung der Raumkanten an der Kreuzung und des 'Stadteingangs' - ohne jedoch die Sicht auf das Ulmer Münster zu beeinträchtigen.
NUTZUNGSVERTEILUNG│ERSCHLIESSUNG
Die Erdgeschosszonen enthalten flexibel aufteilbare Gewerbeflächen für kleine und größere Läden, für Cafes und Restaurants sowie auch Flächen für einen kleineren Lebensmittelmarkt mit Haupteingang an der Ecke Karlstraße – Neutorstraße, der sich zum Teil unter den Deckel des durchgrünten Innenhofs erstreckt.
Mit Ausnahme der Hofbebauung werden alle Treppenhäuser von der Straßenseite aus erschlossen. Die durchgehend barrierefreie Zugänglichkeit ist durch die Ausbildung der Aufzüge als 'Durchlader' sichergestellt. Der Wohnhof mit den Gartenflächen auf dem Deckel im Innenbereich kann von allen Treppenhäusern aus direkt erreicht werden. Eine offene Treppenverbindung führt zum zentralen Fahrraddepot unter dem Deckel auf Erdgeschossniveau.
Alle notwendigen PKW-Stellplätze sind in zwei Parkdecks unter der Hoffläche untergebracht, mit Ein- und Ausfahrt in der Wildstraße. Von der Wildstraße aus erfolgt auch die Anlieferung des Lebensmittelmarkts und dem Großteil der Gewerbeflächen.
Auf Straßenniveau dezentral angeordnete Müllräume, im direkten Umfeld der einzelnen Hauseingänge, können auf kurzem Wege erreicht und durch die Müllabfuhr gut angedient werden.
BAUABSCHNITTE │REALTEILUNG
Der 2. Bauabschnitt beschränkt sich auf die momentan nicht zur Verfügung stehende Grundstücksfläche. Er ist als Erweiterung von Gebäude 3 konzipiert, und kann dadurch ohne zusätzliches Treppenhaus ergänzt werden. Entsprechend des Erschließungssystems kann die Bebauung in sechs getrennte Parzellen aufgeteilt werden. Im Falle einer Teilung können die Gewerbeeinheiten entsprechend der Parzellierung in kleinere Einzelflächen unterteilt werden.
ENTFLUCHTUNG
Die Bereitstellung von störenden Feuerwehraufstellflächen im Blockinnenhof kann vermieden werden. Das Grundriss- bzw. Erschließungskonzept ist so angelegt, dass der zweite Fluchtweg nach LBO entweder durch Anleiterung von der Straßenseite aus (Flügel Karlstraße / teilweise Neutorstraße / Wildstraße) oder über die Anbindung an ein weiteres Treppenhaus (beim studentischen Wohnen – Neutor-/Karlstraße), bzw. über ein außenliegendes Sicherheitstreppenhaus (beim Innenhofflügel) gesichert ist.
LÄRMSCHUTZ │NACHHALTIGKEIT│ENERGIE
Insbesondere an der Kreuzung Karlstraße / Neutorstraße kommt es zu erhöhten Lärmimmissionen. Die Auslegung der erforderlichen Schalldämmwerte für Fenster und Verglasungen erfolgt gemäß DIN 4109 / Schallschutz im Hochbau. Der Blockinnenhof wird durch die geschlossene, sechsgeschossige Bebauung entlang der Karl- und Neutorstraße konsequent vom Lärm abgeschirmt. In den Straßenzugewandten Bereichen an der Ecke Karl-/ Neutorstraße werden studentisches Wohnen und einige Mikroappartements untergebracht.
Wohnungen werden konsequent zum Innenhof orientiert, bzw. vereinzelt auch durch Loggien mit vorgelagerten beweglichen Prallscheiben geschützt.
Eine luftqualitätsgeführte (CO2 und Feuchte) mechanische Lüftungsanlage kann neben dem zusätzlichen Schallschutz auch die Lufthygiene und die Abfuhr von Feuchte gewährleisten.
Durch die kompakte Gebäudestruktur und den sinnvollen Einsatz von Wärmedämmung sowie zentralen Lüftungsanlagen mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung wird der Energiebedarf auf ein Minimum optimiert.
FREIANLAGEN│INNENHOFGESTALTUNG
Flexible Nutzungsmöglichkeiten und eine qualitätsvolle Einfachheit zeichnet die Gestaltung des neuen Blockinnenraumes aus. Der entstehende Innenbereich wird als ein vielfältig nutzbarer Gartenhof verstanden. Der gemeinschaftliche Treffpunkt und für alle Nachbarn und alle Altersklassen bespielbare Hof ist von sämtlichen Treppenhäusern gut erreichbar und zusätzlich von Osten über eine Stufenanlage zugänglich. Die Mittelzone wird mit 4 kleinen Platzflächen bandartig ausgebildet. Die aufgekanteten - über 3 Stufen erhöhten Tableaus ermöglichen zusätzlichen Wurzelraum und Substrataufbau für Baumpflanzungen und bilden individuell nutzbare Kabinette für Spielstationen, Sitzbereiche und einen Lesegarten. Der Baumhain aus aufgeasteten Zierkirschen verbindet die Mittelzone zu einem Schattendach und ermöglicht durch den Blühaspekt im Frühjahr und die Herbstfärbung eine von allen Wohnungen einsehbaren attraktiven Gartenblick im Wandel der Jahreszeiten. Auf eine starre Ausstattung und Zonierung wird zu Gunsten einer flexiblen Möblierung verzichtet. Bunte Sitz- und Spielewürfel können frei belegt werden und somit zum Spielen und Lesen am Nachmittag oder für nachbarschaftliche Treffs und Feste in den Abendstunden frei kombiniert werden. Die privaten Gartenanteile werden durch geschnittene Hainbuchenhecke eingefasst. Die parallel zum Baumhain langgezogene großzügige Rasenfläche zoniert den Raum und bietet wie ein Rasenparterre wohltuende Ruhe.
Ergänzend zu den extensiv begrünten Flachdächern der Blockränder, trägt eine Intensive Begrünung der Dachfläche der Innenhofbebauung erheblich zur Qualität des Blockinneren bei und kann von den Bewohnern als grüner Dachgarten genutzt werden.
WOHNUNGSTYPOLOGIE
Es entsteht ein ausgewogener Mix an Ein- bis Fünfzimmerwohnungen, die als Eigentumswohnungen, frei finanzierte und ca. 30% geförderte Mietwohnungen realisiert werden. Die größeren Wohnungen sind zumeist zum ruhigen Blockinnenhof 'durchgesteckt'.
Der Gebäudeteil (Haus 3) an der Ecke Karl-/ Neutorstraße erhält eine Mittelflurerschließung, um die vorgesehene Zahl von ca. 15% an Sonderwohnformen (studentisches Wohnen und Mikroappartements) möglichst wirtschaftlich erstellen zu können.
Zwei Maisonette-Wohnungen als Penthäuser im Kopfgebäude ergänzen das Wohnungsangebot.
Alle Wohneinheiten sind nach Süden, Westen oder Osten ausgerichtet. Ebenso verfügen alle Wohnungen über einen Freisitz – auf den Außenseiten der Blockrandbebauung in Form von eingezogenen Loggien, zum Innenbereich hin als Balkone. Zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität sind für die Loggien entlang der verkehrsbelasteten Straßen bewegliche Prallscheiben vorgesehen.
GLIEDERUNG│MATERIALITÄT│FASSADEN
Die Blockrandbebauung erhält allseitig eine Sockelzone mit verglasten, elementierten Fassadenkonstruktionen vor den Gewerbeeinheiten und Hauseingängen. Die darüber aufstrebenden vier- bis sechsgeschossigen Baukörper erhalten zurückgesetzte bodentiefe 'französische' Fenster, die im Zusammenspiel mit den eingeschobenen Loggien und verglasten Brüstungen eine zurückhaltende, zeitlose Urbanität vermitteln. Die den Straßen zugewandten Fassaden erhalten eine Klinkerverkleidung mit variierender Ziegeltönung, die innenseitigen Hoffassaden werden hell verputzt.
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