Um- und Anbau Stadthaus von 1879
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- 2017
Das würdige Basler Stadthaus aus dem Jahre 1879 war seit 1912 im Besitz der bekannten Basler Fotografenfamilie Höflinger. Über die Jahre hinweg wurde es ihren Bedürfnissen entsprechend stark verändert; im vorgefundenen Zustand hätte es nur schlecht als Wohnhaus benutzt werden können, war es doch räumlich sehr verzettelt und teils auch baufällig.
Zudem hatte das Haus zwei ganz verschiedene Seiten. Auf der Strassenseite eine sehr anmutige, klassizistisch gegliederte Fassade, die mit Risaliten und einem feierlichen Balkon das Piano Nobile zelebriert. Hinter der repräsentativen Fassade findet man schöne Altbauzimmer samt einem aufwendig ausgeschmückten Prachtsaal im Neorenaissancestil. Auf der Hofseite dann aber sehr kleinteilige, verschachtelte Nebenzimmer und angebaute Atelier- und Laborräume in Seitenflügeln und Hofeinbauten die von der damaligen gewerblichen Nutzung zeugen.
Die starke Diskrepanz zwischen den grossen qualitativen Unterschieden führte zu einem Umbaukonzept, dass das Haus vom unnötigem Ballast befreit und die vorhandenen Qualitäten hervorhebt, wo nötig rekonstruiert und verstärkt. Dies wäre bei einem denkmalgeschützten Haus nicht möglich gewesen, eröffnete aber die grossartige Möglichkeit neben dem Erhalt der wertvollen Bausubstanz auch heutigen Bedürfnissen des Wohnens an attraktiver Lage Rechnung zu tragen; eine andere Form von Denkmalschutz, sichert es doch den Fortbestand des Gebäudes für viele Jahre auch dank einer attraktiven und zeitgemässen Nutzbarkeit.
Mit dem Abbruch der rückseitigen Einbauten entstand im geschlossenen Innenhof ein grosszügiger Garten, der die natürlichen Lichtverhältnisse verbessert. Auch Teile des Hauptgebäudes wurden präzise abgebrochen und nahtlos mit einem Anbau ergänzt. Im Gebäudeschnitt ist erkennbar, wie die Geschosshöhen des Gebäudes unterschiedlich in den neuen Anbau übergehen. Der Funktion und Lage der neuen Räume konnte so Rechnung getragen werden.
Als Resultat hat das Haus nun wie zuvor zwei komplett unterschiedliche Seiten, wobei die frühere, gestalterisch vernachlässigt behandelte Rückseite nun einer vollwertigen und grosszügigen Fassade gewichen ist.
Das Haus wurde in zwei unabhängige Wohnungen auf je zwei Ebenen aufgeteilt:
Die untere Wohnung umfasst das Hochparterre und erstreckt sich über eine neue Verbindungstreppe bis ins erste Obergeschoss (Piano Nobile).
Die obere Wohnung wird über das alte Treppenhaus erreicht und beginnt im etwas tiefer gelegten zweiten Obergeschoss. Von dort aus setzt sich die Wohnung im strassenseitigen Mansardgeschoss bis ins komplett neu gestaltete Dachgeschoss fort.
Bei der Anordnung und Ausgestaltung der neuen Zimmer, Hallen und Treppen wurde darauf geachtet, ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Alt und Neu zu erreichen. Ohne sich dem Bestand anzubiedern, präsentieren sich die neue Bereiche bis ins Detail selbstbewusst und zeitgemäss.
Zum Beispiel in den neuen, geräumigen Eingangshallen mit ihrem durchgehenden Eichenparkett und der Ausgestaltung der hofseitigen Zimmer mit ihren Deckenfriesen, die strukturell aus der Fassade abgeleitet, aber auch an Stuckdecken mit Vouten erinnern sollen.
Es gibt aber auch Bereiche, die bewusst nicht eindeutig bauzeitlich zuordenbar sind: So verschmelzen in vielen Übergangsbereichen die Räume und Materialien miteinander.
Während beim Bestandsgebäude in eklektizistischer Weise stilistisch unterschiedliche Bauteile zum Einsatz kamen, wurden im Neubau zwar auch einige konzeptionelle Anleihen aus der Bautradition genommen aber auf moderne und zurückhaltende Weise umgesetzt.
Der Anbau erfüllt selbstverständlich sämtliche technischen Anforderungen, die an ein neues, mehrgeschossiges Wohnhaus gestellt werden. Es war aber eine grosse bautechnische Herausforderung, diese Anforderungen im Altbaubereich zu übernehmen. Dem Bauingenieur gelang es, mithilfe der neuen Tragstruktur, das gesamte Gebäude erdbebensicher zu gestalten. Ferner wurde der alte Teil energetisch aufgerüstet und erstmalig eine Zentralheizung eingebaut (Fernwärme). Dabei wurde darauf geachtet, dass die neuen Konstruktionen und Installationen im Bestand in ursprünglicher Bauweise und Materialisierung umgesetzt wurden. (z. B. Kupferleitungen, Gussradiatoren, Rekonstruktion von Eichenfenstern mit Originalbeschlägen und gezogenen Isoliergläsern, Reproduktion gusseisener Fensterbrüstungen etc.)
Ein besonderes Augenmerk musste auch dem Brandschutz gewidmet werden. Mittels besonderer Gutachten, bestandverträglicher baulicher Massnahmen und einer Ausstattung mit Rauchmeldern konnten die heutigen Anforderungen erfüllt werden.